Jean Pauls Musikalische Welt

am 20.03.2018, 19:30
Preis: 22€ AK / 18€ VVK / 5€ Studenten

Konzertlesung mit Hans-Jürgen Schatz, Bayreuths beliebtestem Jean Paul Exegeten und Hendrik Heilmann (u.a. Pianist bei den Berliner Philharmonikern).

Dieser Vortrag mit Musik unternimmt Ausflüge in Jean Pauls musikalische Welt. Sie vollständig zu bereisen, ist uns nicht möglich. Zum einen würde ein Abend dazu nicht ausreichen, zum anderen ist uns längst nicht alles, was wir auch über die musikalische Welt Jean Pauls gerne wüssten, überliefert…. – Worte von Hans-Jürgen Schatz der gleichwohl einer der besten Jean Paul Kenner ist.

Die Vortragskunst von Hans-Jürgen Schatz wurde sowohl mit dem „Preis der deutschen Schall-plattenkritik“ ausgezeichnet als auch mit dem „ECHO Klassik“. Seit Jahren gilt seine besondere Liebe den Texten des Bayreuther Dichters Jean Paul. Hendrik Heilmann ist u.a. Pianist bei den Berliner Philharmonikern und spürt mit Auszügen aus Mozarts Opern „Don Giovanni“ und „Die Zauberflöte“ den Opernbesuchen des Dichters Auszüge aus Haydns „Die Schöpfung“ wer-den zitiert, Werke von Benda, Spontini und Schubert runden den Abend ab.

„O Musik! Nachklang aus einer entlegnen harmonischen Welt! Seufzer des Engels in uns.“ So ruft Jean Paul (1763-1825) 1793 in „Unsichtbare Loge“ aus, einem seiner ersten Romane. Und es mag Menschen unter uns geben, die in unsrer Reiz überfluteten Zeit ähnlich denken wie der große Dichter aus Oberfranken vor rund 220 Jahren.

Was macht sie aus, diese musikalische Welt? Der kleine Johann Paul Friedrich Richter aus Wunsiedel, Jean Paul nennt er sich erst später, tritt im Elternhaus und in der Kirche, in der sein Vater Kantor ist und die Orgel spielt, in sie ein. Später, in einer Zeit, in der es den Bürgern längst nicht wie heute vergönnt ist, zu jeder Zeit und an jedem Ort, eine musikalische Aufführung zu besuchen, bereist der bekannte Dichter später beispielsweise Weimar und Berlin, wo er mit bedeutenden Werken der späteren musikalischen Weltliteratur bekannt wird, die zu diesem Zeitpunkt noch moderne, eben zeitgenössische Musik sind. Immer wieder fließt die Musik im allgemeinen, fließen intensive musikalische Eindrücke in Jean Pauls Werke ein, werden der Stimmung einer Szene gemäß eingebaut und namentlich benannt. Seine Texte selbst werden häufig mit Musikstücken verglichen. Auch Hermann Hesse, der in Jean Paul „eine der größten Persönlichkeiten der deutschen Dichtung“ sieht, die „seit Jahrzehnten allem Totschlagen und allem Totschweigen trotzt“, hat diese Parallelen zu erkennen gemeint:

„Der ‚Siebenkäs‘ ist eines der Meisterwerke des Dichters, und alle Register seiner großen Orgel klingen in diesem Werke mit. Wie alle Werke Jean Pauls ist auch dieses vielstimmig, es läuft nicht flach in einer Stimme, einer Melo-die, einer Dimension, sondern klingt aus der Verschlingung, Durchdringung, Reibung mehrerer Hauptmelodien erst zur Einheit zusammen.“

Noch in seinen letzten Tagen, verlangte Jean Paul in seiner Wohnung in der Bayreuther Friedrichstraße, nach Musik und man sang ihm Goethe-Vertonungen von Carl Friedrich Zelter und Franz Schubert vor. Gehen wir nach der Häufigkeit der Erwähnungen, dürfen wir annehmen, dass Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) ein Favorit Jean Pauls war. Es überraschte nicht, wenn Jean Paul anstelle seines Freundes Johann Gottfried Herder (1744-1803) geschrieben hätte: „Wie erleben wir, zauberischer Mozart, Dich in Deinen Cosi fan tutte, Figaro, Don Juan u. s. w.! Die Töne setzen uns in den Himmel“.

Hans-Jürgen Schatz debütierte mit der Hauptrolle in dem Spielfilm „Flamme empor“. Seitdem wirkte er in zahlreichen Theaterinszenierungen sowie Kino- und Fernsehfilmen mit, darunter „Heimat“, „Der Fahnder“ und „Salto Postale“. Einen Ruf als exzellenter Rezitator erwarb er sich mit Texten von Erich Kästner, Jean Paul und Thomas Mann. Vielfach arbeitet er im Bereich der klassischen Musik, die ihn u.a. mit dem Klavierduo Katia und Marielle Labèque, der Cembalistin Hedwig Bilgram, den Sängern Michaela Kaune, Claudia Barainsky, Daniel Behle, Andreas Schmidt, Peter Schreier und Roman Trekel sowie den Dirigenten Andrey Boreyko, Jeffrey Tate und Christian Thielemann zusammengeführt hat. Seine Interpretation von L.F. Baums „Der Zauberer von Oos“ für die Deutsche Grammophon wurde mit dem „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ ausgezeichnet, seine Einspielung der musikalischen Erzählung „Paddington Bärs erstes Konzert“ (mit Symphoniker Hamburg) mit dem Deutschen Schallplattenpreis „ECHO Klassik“. Für sein vielfältiges gesellschaftliches Engagement wurde Schatz mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt.

Hendrik Heilmann, in Berlin geboren, war zunächst Schüler von Dieter Zechlin (Klavier) und Paul-Heinz Dittrich (Komposition), später studierte er bei Alexander Vitlin und Susanne Grütz-mann an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin. Entscheidend prägten ihn weiterführende Studien im Fach Liedgestaltung bei Wolfram Rieger. Wichtige Erfahrungen konnte er zudem bei Meisterkursen von Christa Ludwig, Dietrich Fischer-Dieskau, Irwin Gage und seit 2005 ist er Dozent an beiden Berliner Musikhochschulen – an der Universität der Künste für Liedgestaltung und an der HfM „Hanns Eisler“ für Solokorrepetition. Als 16-Jähriger war er Preisträger des Steinway-Wettbewerb, 2005 gewann er den Sonderpreis für Lied-begleitung beim „La Voce“-Wettbewerb des Bayrischen Rundfunks. Er gastierte u.a. bei den Salzburger Festspielen, den Salzburger Osterfestspielen, den Münchener Opernfestspielen, den Osterfestspielen Baden-Baden, dem Mittelrhein Musikfestival, dem Kammermusikfestival in Bad Reichenhall, Wigmore Hall London. Der Pianist ist Kammermusikpartner von Musikern des Konzerthausorchesters Berlin und der Berliner Philharmoniker. Als Liedbegleiter arbeitet er u.a. mit Julie Kaufmann, Magdalena Kožená, Hanno Müller-Brachmann und Brenden Gunnell zusammen. Thomas Quasthoff sammeln.

Jean Pauls Musikalische Welt

Veranstaltungsort

Kammermusiksaal
Steingraeberpassage 1
95444 Bayreuth