Liszt Ausstellung: Franz Liszt in der Photographie seiner Zeit

Das Steingraeber Klaviermuseum ist um eine Attraktion reicher – die vielleicht größte Sammlung originaler historischer Aufnahme von Franz Liszt ist nun dauerhaft in Bayreuth zu sehen – aufgeteilt auf neun Lebensabschnitte von 1843 bis 1886. Im neuen Kabinett an der Klangbrücke widmet man sich dem mitten im Leben stehenden Virtuosen, im Vorzimmer zum Weißen Salon (mit der Altenburg-Tapete aus Weimar) begleitet man den Lehrer, Philanthropen und Abbé in seinen letzten zehn Jahren ab 1876. Die Brücke zwischen beiden Liszt-Kabinetten bildet eine Installation im Barocktreppenhaus – sie zeigt Liszt in der Zeit der Wiederbegegnung mit Richard Wagner und seiner ersten Reisen nach Bayreuth.

Liszt und Eduard Steingraeber

Dort traf er auch Eduard Steingraeber wieder, den er von seinem letzten großen Aufenthalt in Wien im Jahre 1846 kannte: immer wenn er Flügel aus der Werkstatt von Johann Baptist Streicher spielte, war es der angehende Klavierbaumeister Eduard Steingraeber – in Diensten bei Streicher – der für den Konzertservice verantwortlich war. Es traf sich gut, dass Eduard im Jahre 1871 das ehemals Markgräfliche Palais des Camériers von Liebhardt gekauft hatte, um seine Klaviermanufaktur zu vergrößern; seither verfügte er mit dem Rokokosaal (original aus 1754 und noch heute mit dem Liszt-Flügel im Konzerteinsatz) über einen angemessenen Raum, um ihn der 1872 in die Nachbarschaft gezogene Familie Wagner als Konzert- und Probenraum zur Verfügung zu stellen. Davon profitierte auch Franz Liszt, der vom 15.-21. Oktober 1872 Bayreuth erstmals besuchte. Später musizierte er im Steingraeber-Saal zusammen mit Zichy, Stavenhagen und anderen Schülerfreunden. Es sollten viele Bayreuth-Aufenthalte folgen, der dreizehnte und letzte war dann vom 21. bis 31. Juli 1886; in seinem Salon neben dem Sterbezimmer stand damals der Steingraeber Flügel mit der Nummer 4.328.

Der Pianist und Musikschriftsteller Ernst Burger

Dem Münchner Pianisten und Musikschriftsteller Ernst Burger verdankt die Stadt Bayreuth bereits einen Großteil der Exponate im Liszt-Museum. Dass jetzt auch seine Sammlung historischer Photographien in nächster Nähe ihre Heimat findet, ist ein Glückfall für alle Verehrer des vielleicht größten Klaviervirtuosen aller Zeiten. Vier Bücher veröffentlichte Burger über Liszt (“Eine Lebenschronik in Bildern und Dokumenten”, 1986 – “Franz Liszt in der Photographie seiner Zeit”, 2003 – “Die Jahre in Rom und Tivoli” – “Leben und Sterben in Bayreuth”, 2011) aber auch über Robert Schumann (“Eine Lebenschronik in Bildern und Dokumenten”, 1999) und Erroll Garner (“Leben und Kunst eines genialen Pianisten”, 2006) und erhielt dafür hohe Auszeichnungen (Grand prix de littérature musicale, Paris 1988 – Ordre pour le mérite culturel, Warschau 1991 – Deutscher Musikeditionspreis, 1999 und 2011 – Robert-Schumann-Preis, 1999); er gilt darüber hinaus als Chopin Experte und verfügt auch zu ihm über eine beeindruckende Sammlung.

Ernst Burger